Habibi, my darling, oh baby, Schätzle, I love you, wo bist du… ?
Mehr muss man bei manchen Liedern nicht übersetzen.

Aber damit ihr mitsingen könnt, doch noch etwas mehr:
Habibi, ya nour el-ain / Schätzle, du bist mein Augenstern (Liebling, du bist das Licht meiner Augen)
Ya sakin khayali / so wird’s geschrieben, klingt aber mehr wie jä säkín chäjäli / Ich denke immer an dich (Du lebst in meiner Vorstellung)

Das Auge ist das mit Abstand häufigste Motiv in der orientalischen Liebeslyrik. Was bleibt auch anderes übrig, wenn man die Frauen von Kopf bis Fuß verhüllt und ihnen verbietet, mit Männern zu sprechen. Nirgends ist die Romantik größer als in Ländern mit Frauen in Käfighaltung. Das bringt auf der einen Seite (z.B. in vielen Musikvideos) unerträglichen Kitsch hervor, beschert uns aber auf der anderen Seite inbrünstig singende Männer – doch auch etwas sehr Schönes, das man unter Deutschen mit der Lupe suchen kann. Ich liebe es, wenn meine afghanischen Schützlinge im Alltag bei emotionaler Rührung plötzlich anfangen zu singen.

Bleibt zu hoffen, dass auch orientalische Frauen irgendwann den Spieß umdrehen und ihre Habibis ihrerseits ansingen werden. (Vielleicht wird man dann über die Liebe auch etwas mehr sagen können, als dass sie mit schönen Augen zu tun hat.) Bis jetzt inszenieren sich Frauen oft immer noch als weibliches Beutetier, wenn sie selber „Habibi“ singen. Hier immerhin ein Lied in paritätischer Besetzung – einmal gesungen von einem Mann, einmal von einer Frau. Dass man dieses Lied selbst in Corona-Zeiten sehr gut betanzen kann, zeigt das erste Video:

1. Alabina & Gipsy Kings: Habibi ya nour el-ain


2. Nun eine Live-Aufnahme der Gruppe Alabina (mit der Sängerin Ishtar) und den Gipsy Kings.

(Aus Wikipedia:)
Alabina ist eine französisch-israelische Musikgruppe. Der Name der Gruppe kommt aus dem Arabischen und hat zwei Bedeutungen: „Lasst uns gehen!“ und „Gott ist unter uns“. Die Gruppe pflegt einen Musikmix, wie er im Nahen Osten praktiziert wird und der aus arabischen, französischen, hebräischen und spanischen Elementen besteht. Die Lead-Sängerin Ishtar (hebr. אישתאר) ist in Israel aufgewachsen, ihre Eltern sind marokkanisch- und ägyptischstämmige Juden. Ihre Großmutter war selbst Sängerin und sang orientalische Volksmusik unter dem Namen Nora. Ishtar singt auf Arabisch, Hebräisch, Französisch, Spanisch und Englisch.

Gipsy Kings (deutsch „Zigeunerkönige“) ist eine französische, spanischstämmige Flamenco-Pop-Musikgruppe. Die Gruppe setzt sich heute hauptsächlich aus fünf Brüdern der Familie Reyes und drei Brüdern der Familie Baliardo zusammen; sie sind Nachfahren von Kalé-Roma-Flüchtlingen, die während des Spanischen Bürgerkriegs nach Frankreich ausgewandert sind. Ende der 1980er Jahre stürmten die acht Franzosen mit Sommerhits wie Djobi djoba und Bamboleo zunächst die Strandcafés, Bars und Freiluftdiscotheken rund ums Mittelmeer. Die von den mitteleuropäischen Touristen in ihre Heimatländer mitgebrachten Lieder starteten binnen kürzester Zeit ihren Eroberungszug in den Verkaufscharts anderer Länder. Ihr Debütalbum ging 500.000 mal über deutsche Ladentheken.


3. Hier die ursprüngliche männliche Version des ägyptischen Sängers Amr Diab.
(Wikipedia:) Er gilt als einer der erfolgreichsten Sänger der arabischen Welt. Mit sechs Jahren sang er im lokalen Radio von Port Said die ägyptische Nationalhymne so gut, dass er vom Gouverneur der Stadt dafür mit einer Gitarre belohnt wurde. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, zog es ihn als Jugendlichen in die Großstadt Kairo, um Musik zu studieren. Dort wurde er bald von den Talentscouts der ägyptischen Musikindustrie entdeckt. Seinen größten Erfolg erzielte Amr Diab 1996 mit dem Song Nour El Ain, dessen „Habibi“-Refrain nicht nur im gesamten Nahen Osten, sondern auch in Indien, Spanien oder Südamerika erfolgreich war. Das Stück gilt heute als erfolgreichste Aufnahme, die ein arabischer Sänger jemals produziert hat.

Wer den Text mitsingen will, findet in diesem Video eine Untertitelung:

Wer lieber Amr Diab beim Singen zuschauen will (und Zigeunerklischees nicht scheut), kann das hier tun. Bitte nicht vom elegischen Vorspann abhalten lassen. Wer geduldig wartet, bis endlich das Lied kommt, kann übrigens da, wo die Handtrommeln auftauchen, den typischen Rhythmus hören, der auch in Westafrika viele Lieder untermauert – ich hab ihn seinerzeit auf ghanesischen Kongas getrommelt, als ich mit Mitte 20 in den schwarzafrikanischen Tanz gestolpert bin, nicht ahnend, dass mich die Freude am Tanzen-im-Kreis später einmal nach Europa zurückführen würde und noch später in den Orient hinein… Es hängt doch alles irgendwie zusammen. Musik lässt sich zum Glück nicht eingrenzen, sie schwappt wohin sie will, und nicht einmal kitschige Videos können guter Musik wirklich etwas anhaben.

Habibi…!